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Sonntag, 3. April 2022

Das mangelnde Vertrauen ins eigene Ich

Seit über einem Jahr laboriere ich nun an den Folgen einer neuralgischen Erkrankung.  Gehe mühsam gegen die Folgen an mit Faszien dehnen, Muskeltraining, Gymnastik und Walking. 

Manchmal habe ich keine Lust mehr. Auf Ärzte, die mit einer Überweisung die Verantwortung auf den Nächsten schieben. Auf mich selbst, weil ich nicht in der Lage bin, aus eigener Kraft in eine Restitutio ad integrum zu gelangen. Auf Corona und eine 4. Impfung, auf diese bescheidene Welt, die immer weiter aus den Fugen zu geraten scheint, schlechte Nachrichten aus dem Bekanntenkreis und miese Laune. Ich hadere damit, dass all die Bemühungen meinerseits von so wenig Erfolg gekrönt sind. Sehe ich nur die kleinen Erfolge nicht - oder fallen sie bei der kritischen Bewertung hinten runter, weil ich mehr will?

Ich nehme gerade an einem Meditationsprojekt teil. Es fällt mir schwer, die Meditation wieder in mein tägliches Leben zu integrieren. Während ich meine umherschwirrenden Gedanken an die Außenwelt relativ leicht abschalten kann, gelingt es nicht, den Missklang im Körper zu ignorieren.

Meditation ist eine gute Art, sich zu entschleunigen und zur Ruhe zu kommen, die Gedanken zu ordnen und den Gleichmut wieder zu erlangen. Das hat vor der Erkrankung wunderbar geklappt. Nun hat Meditation viel mit der Atmung zu tun, und wenn der Atem eben nicht von allein fließt, wird es schwierig.

In einer Sequenz ging es um Urvertrauen. Auf die Frage "hast du das Gefühl, du kannst dem Leben voll und ganz vertrauen" ein ganz klares und entschiedenes NEIN von meiner Seite. Während der ersten 1 bis 2 Lebensjahre wird das Vertrauen ins Leben beim Kind verankert.... irgendetwas hat man bei mir wohl grundlegend falsch gemacht.  Kann man nicht ändern, nur dran arbeiten. 🙏


Affirmation:
Ich tue genug, ich habe genug, ich bin genug. 





Mittwoch, 22. September 2021

Von Fusseltennis und wandernden Gymnastikbällen

Ich gehe jetzt brav zum Rehasport. Abgesehen von der Frage, ob diese Art der sportlichen Betätigung in meinem Fall etwas bringt, kommt man ins Zweifeln ob angesichts einer immer größer werdenden Gruppe Mitleidender nicht doch Corona zuschlagen könnte.

Der Übungsleiter versucht uns durch abwechslungsreiche Betätigungen mit immer neuen Sporthilfsgeräten bei Laune zu halten. Wir hatten schon Hanteln (tödlich für meine Schultern), Reifen in alle Richtungen drehen und dehnen (s. Hanteln), Hockergymnastik (sobald ich meinen Bauch einenge kann ich nicht mehr atmen) , Brasils (kleine stachlige Handgewichte mit beweglicher Füllung - meine Lieblingsteile für die Seniorengymnastik zuhause), große Gymnastikbälle und Schaumstoff-Frisbees.

Die letzte Stunde fand befreiender Weise mit wenig Teilnehmern statt und fand allgemein Anklang, weil lustig. Die Gerätschaft in Form eines Frisbee-Rings mit Netz in der Mitte war leicht zu händeln und das "Fusseltennis" (wie ich es getauft habe) bei dem wir uns mit dem Netz einen  kleinen "Ball" in Form eines Staubwedels zuspielten, ungemein erheiternd. Leider fand ich die Scheiben und Ball noch nicht im Internet, sonst wäre das etwas, was man auch im Wohnzimmer spielen könnte.

Was ich aufgrund der Rehastunden wieder aktiviert habe, ist mein Gymnastikball. Selbiger hatte seinen 1. Job  in einer Rechtsanwaltskanzlei. Später landete er in einer staubigen Garage inmitten von Baumaterialien. Dort erregte er mein Mitleid,  fand so seinen Weg zu mir. Diente eine Zeitlang als Sitzball und dann - da mir das Wohl anderer ja immer am Herzen liegt - unseren Pferden als Spielball. 15 Jahre lang hat Hendrik, so nennen wir ihn, auf der Wiese gelegen, im Auslauf, im Schuppen und hat, wenn er sein freudloses Dasein satt war, auch schon mal das Weite ergriffen. Vornehmlich bei heftigem Wind. Ein halbes Jahr galt er nach einem Schneesturm als verschollen, tauchte dann unvermittelt bei Nachbarn und deren Pferden auf und landete nach erkennungsdienstlicher Behandlung wieder bei uns. Beim 2. Ausreißer wusste die Nachbarschaft schon Bescheid und man hat mich umgehend von einem Bauernhof einen Straßenzug weiter informiert, dass man den blauen Ball eingefangen habe.  Danach haben wir ihn in die Scheune verbannt und jetzt liegt er gesäubert und aufgepumpt wieder in meinem Büro. Ich glaube, er ist glücklich. Ich soweit auch, habe ich doch meinen sperrigen Schreibtischstuhl verbannt und Platz für gymnastische Workouts gewonnen.





der blaue Ball hat es nicht immer leicht gehabt aber soweit alle Widrigkeiten überstanden


Nachtrag

Beispiel für ein "Fusseltennis-Set". Die bei der Reha verwendeten Frisbees hatten eine weiche Kante und das Netz war auch nicht so stramm. Beim gegenseitigen Zuwerfen für Kinder und Senioren besser geeignet, damit es nicht aus Versehen ein blaues Auge gibt. Für das Spielen mit dem Ball - übrigens wohl ein Spiel, das man am Strand spielt, eine gängige Bezeichnung dafür konnte ich nicht finden - eignet sich diese stabilere Variante besser. Gibt es auch von anderen Firmen oder auch mit Griff. Suche noch einen Namen für den witzigen "Ball".





Mittwoch, 18. August 2021

lass mich mit keinem Verein ein

 "Mehr als 2 sind eine Gruppe" das sang seinerzeit schon Reinhard Mey. Wie wahr. Trotzdem bin ich doch tatsächlich über meinen Schatten gesprungen. Ich, die Einzelkämpferin die immer keine Hilfe annimmt und versucht allein klarzukommen. Ich habe am Rehasport teilgenommen! Mit 12 anderen, deren Namen ich mir trotz kommunikativer Ballspiele nicht einprägen konnte.  Wie sagte doch der Physiotherapeut auf die Mitteilung, dass ich demnächst Lungensport machen werde: "ach, das ist das, wo die im Kreis rennen und sich Bälle zuwerfen". Mit dem Teil hatte er Recht. Nicht nur die Bälle werden geworfen, auch die Namen in die Runde.  So wird das nichts bei mir mit merken. Ballrollen, Bücken und Werfen kam einem Ausdauertraining nah, da ist mein Gehirn mit der verklemmten Atmung beschäftigt.

In Sachen Krafttraining scheinen der Physio und unser Übungsleiter der gleichen Auffassung zu sein - keine Bewegung ohne Gewichte in der Hand. Krafttraining, Kraftraining und nochmal Krafttraining. "Typisch Mann" sagt die Schwägerin. Beim Physio habe ich mich nach dem ersten schmerzhaften Zusammensacken auf den Boden der Tatsachen geweigert. Mobilisieren war dann angesagt und hat mir gut getan. Nach der Nervenentzündung waren meine Arme dünn wie Bockwürste. Ich konnte sie nicht mehr als Brusthöhe anheben. Nicht einmal eine Möhre in Stückchen schneiden war möglich.  Ich habe anfangs mit Wassserflaschen in 100 g Schritten wieder versucht sie ans Arbeiten zu gewöhnen.  Mittlerweile gehen 500 g Hanteln aber alles in Maßen und nicht stundenrund.

Fazit der ersten Übungsstunde: Gruppe und Kontakt mit anderen ist ganz lustig auch wenn es sich auf Namensroulette beschränkt. Was ich im wahrsten Sinne des Wortes schmerzhaft vermisst habe ist eine genaue Anleitung der Übungen. Ausrichtung, Atmung, Haltungskorrektur ... all das, was ich von meinen DVD- oder You Tube-Übungsvideos gewohnt bin. Aber jeder verdient eine 2. Chance. Ich werde weiter berichten und bei meinem persönlichen - aber in Isolation durchgeführten - Trainingseinheiten das machen, was machbar ist. Werde auf meinen Körper hören und mich an kleinen Erfolgen erfreuen.  Zur Erheiterung ein Video, über das ich jeden Tag neu lache: Das sofortige Erkennen der eigenen Grenze, die Einsicht, dass man auch nicht ansatzweise fähig ist, dem gezeigten nachzueifern und die gewählte alternative Form. Die Mimik der sympathischen Frau spricht Bände.

Interessant  noch zu berichten, dass alle Frauen, denen ich das Video gezeigt habe, sofort und voller Verständnis mit der Weintrinkerin konform gingen, während die Männer unisono die Leistung der hinteren Protagonistin bewunderten. Wie war das noch? Männer und Krafttraining!
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