Mittwoch, 22. September 2021

Von Fusseltennis und wandernden Gymnastikbällen

Ich gehe jetzt brav zum Rehasport. Abgesehen von der Frage, ob diese Art der sportlichen Betätigung in meinem Fall etwas bringt, kommt man ins Zweifeln ob angesichts einer immer größer werdenden Gruppe Mitleidender nicht doch Corona zuschlagen könnte.

Der Übungsleiter versucht uns durch abwechslungsreiche Betätigungen mit immer neuen Sporthilfsgeräten bei Laune zu halten. Wir hatten schon Hanteln (tödlich für meine Schultern), Reifen in alle Richtungen drehen und dehnen (s. Hanteln), Hockergymnastik (sobald ich meinen Bauch einenge kann ich nicht mehr atmen) , Brasils (kleine stachlige Handgewichte mit beweglicher Füllung - meine Lieblingsteile für die Seniorengymnastik zuhause), große Gymnastikbälle und Schaumstoff-Frisbees.

Die letzte Stunde fand befreiender Weise mit wenig Teilnehmern statt und fand allgemein Anklang, weil lustig. Die Gerätschaft in Form eines Frisbee-Rings mit Netz in der Mitte war leicht zu händeln und das "Fusseltennis" (wie ich es getauft habe) bei dem wir uns mit dem Netz einen  kleinen "Ball" in Form eines Staubwedels zuspielten, ungemein erheiternd. Leider fand ich die Scheiben und Ball noch nicht im Internet, sonst wäre das etwas, was man auch im Wohnzimmer spielen könnte.

Was ich aufgrund der Rehastunden wieder aktiviert habe, ist mein Gymnastikball. Selbiger hatte seinen 1. Job  in einer Rechtsanwaltskanzlei. Später landete er in einer staubigen Garage inmitten von Baumaterialien. Dort erregte er mein Mitleid,  fand so seinen Weg zu mir. Diente eine Zeitlang als Sitzball und dann - da mir das Wohl anderer ja immer am Herzen liegt - unseren Pferden als Spielball. 15 Jahre lang hat Hendrik, so nennen wir ihn, auf der Wiese gelegen, im Auslauf, im Schuppen und hat, wenn er sein freudloses Dasein satt war, auch schon mal das Weite ergriffen. Vornehmlich bei heftigem Wind. Ein halbes Jahr galt er nach einem Schneesturm als verschollen, tauchte dann unvermittelt bei Nachbarn und deren Pferden auf und landete nach erkennungsdienstlicher Behandlung wieder bei uns. Beim 2. Ausreißer wusste die Nachbarschaft schon Bescheid und man hat mich umgehend von einem Bauernhof einen Straßenzug weiter informiert, dass man den blauen Ball eingefangen habe.  Danach haben wir ihn in die Scheune verbannt und jetzt liegt er gesäubert und aufgepumpt wieder in meinem Büro. Ich glaube, er ist glücklich. Ich soweit auch, habe ich doch meinen sperrigen Schreibtischstuhl verbannt und Platz für gymnastische Workouts gewonnen.





der blaue Ball hat es nicht immer leicht gehabt aber soweit alle Widrigkeiten überstanden


Nachtrag

Beispiel für ein "Fusseltennis-Set". Die bei der Reha verwendeten Frisbees hatten eine weiche Kante und das Netz war auch nicht so stramm. Beim gegenseitigen Zuwerfen für Kinder und Senioren besser geeignet, damit es nicht aus Versehen ein blaues Auge gibt. Für das Spielen mit dem Ball - übrigens wohl ein Spiel, das man am Strand spielt, eine gängige Bezeichnung dafür konnte ich nicht finden - eignet sich diese stabilere Variante besser. Gibt es auch von anderen Firmen oder auch mit Griff. Suche noch einen Namen für den witzigen "Ball".





7 Kommentare:

  1. Man könnte ja fast einen Roman über das abwechslungsreiche Leben des Hendrik aus seiner Sicht schreiben mit einem happy end für ihn und dich. Noch dazu tut er dir gut und er hat endlich seinen Platz im Leben gefunden. Wahrlich ein Grund zur Freude !
    Ein sonniger Herbsttag ist das heute, genießen wir ihn, liebe Christiane.
    Ganz herzliche Grüße mit einem lieben Gruß auch an den blauen Ball, der vor Glück richtig strahlt, von
    Laura, die derzeit etwas unter Herzschmerz leidet. Hach ja, seufz !!!! Das Leben spielt manchmal wahrlich verrückt und denkt sich die unmöglichsten Geschichten aus !


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  2. Ja, der Ball ist wahrlich rumgekommen. Mich wundert, dass er noch heile ist.
    Herzschmerz hört sich nicht so gut an, ich hoffe, es ist etwas, was sich mit der Zeit verschmerzen lässt.

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  3. Manchmal denkt man, ein Kapitel im Lebens sei für alle Zeiten abgeschlossen und dann taucht jemand von der Insel von vor über 40 Jahren wieder im Leben auf und verursacht wieder Herzklopfen. Ach, der Roman nimmt plötzlich ein ganz andere neue Wendung und einfach keine Ende - es ist schier unglaublich, aber ich möchte dich nicht damit langweilen. Aber Herzschmerz beweist ja, dass man nicht nur existiert, sondern noch lebt.
    Sei's drum, liebe Christiane, ich schreibe das auch nur, weil du ein kleines Kapitel aus meinem Manuskript kennst. Ja, ich denke, es lässt sich verschmerzen, aber es wird wieder dauern.
    Liebe Grüße von
    Laura, die in ihrem hohen Alter noch einmal Herzklopfen hat.

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    1. Ich erinnere mich noch gut an deine Schilderungen die aus einem Roman hätten stammen können. Das sind Erinnerungen und Emotionen, die tief verwurzelt sind. Wenn eine Figur aus dem Roman nach langer Zeit wieder ins eigene Rampenlicht tritt, gerät einiges in Aufruhr. Ich denke mal, das ist altersunabhängig. Möglicherweise stellt sich aber auch eine gewisse Ernüchterung ein, wenn man im Gespräch feststellt, dass man sich doch irgendwie weit von einander entfernt hat. Vielleicht sollte man die Erinnerung so konservieren, wie man sie als positiv bewertet hat. Als eine Zeit, wo alles im Leben gepasst hat.
      Ich bin zu pragmatisch für sowas - heute ist heute, basta. Allerdings ist mir so eine Romanze in meinem Leben auch nicht untergekommen. Ich stehe mir schon immer selbst im Wege und bin froh, dass mich jemand genommen hat :-).
      LG Christiane
      du langweilst mich nicht, ist meine Mailadresse bei dir angekommen?

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    2. Danke, liebe Christiane, ja, sie ist angekommen. Danke auch für deine Zeilen. Es ist einiges in Aufruhr gekommen, werde dir im Laufe des Wochenendes mal berichten.
      Nochmals danke und liebe Grüße bis dahin
      Laura, die wirklich ein bisschen durch den Wind ist.

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  4. Möchte mich nochmals von Herzen bei dir bedanken, liebe Christiane. Dank deiner Mail kann ich wieder schlafen und bin absolut erleichtert. Deine Zeilen haben mich darin bestärkt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben - also das Ganze abzuhacken. Manchmal steht man wirklich neben sich ;o).
    Einen angenehmen und entspannten Abend mit einem lieben Gruße von
    Laura, die sich manchmal über sich selbst wundert - im Sinne von - wie konnte ich nur.
    Mach's gut, liebe Christiane und nochmals danke!

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    1. du bringst mich ja in Verlegenheit. Aber schön, wenn dir meine Einschätzung geholfen hat.

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