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Donnerstag, 1. Februar 2024

Elfenland

 oder was das Abstauben eines Bücherregals alles bewirken kann

verlinkt mit Karminrot und dem Samstagsplausch 24 -5 

Die Challenge mit den Bücherregalen hat bei mir neue Kräfte entfesselt und neben einer Erstausgabe von Oskar Wildes Märchen mit Illustrationen von Heinrich Vogeler (Insel Verlag - 1920) hat - endlich - Lord Dunsany im Regal einen Platz gefunden. 

Lord Dunsany (1878 - 1957), war ein irischer Landadliger. Er hat einen sehr poetischen Schreibstil und schafft es einen in Welten mitzunehmen von denen wir keinerlei Vorstellung haben.  Vergleicht man diese Schreibbegabung mit Autoren unserer Zeit legt man schnell den Bestsellerautor zur Seite und häkelt lieber einen Topflappen oder gießt die Blümchen. Einige Fantasie-Autoren haben versucht es ihm nachzutun aber keiner ist je an ihn herangekommen. Ausgenommen Mervin Peake vielleicht, der in bildgewaltiger Sprache ein ganz eigenwilliges Familienepos geschrieben hat in dem ein Schloss eine Hauptrolle spielt: Gormenghast.

Nun lese ich also "die Königstochter aus Elfenland" und habe noch einige skurrile Kriminalgeschichten in petto. Ich sehe gerade die Buchrückseite, wo man die überaus gelungene  Übersetzung des englischen Originals :"man hält sich in den Sätzen auf wie in einem Zimmer, das eigentlich die Schatzkammer eines Märchenkönigs ist".  Da kann ich nur zustimmen und ich frage mich, woran mag das liegen, dass sich Sprache heute so beliebig und austauschbar anhört. Und je belangloser die Geschichte desto mehr ergeht man sich in uferlosen  Aneinanderreihen von Adjektiven oder drastischer  Ausdruckweise. Bei den Rezensionen fand ich einen männlichen Leser der Dunsany als furchtbar langweiligen Autor empfand, dem man keinerlei Vergleich mit heutiger Fantasielektüre zugestehen könne.  Da hat er Recht *fg*.

Kostprobe aus einem neuzeitlichen Wälzer von Markus Heitz (u. a. die Zwerge):
...  "Es regnete hunderte und wieder hunderte Tote, die nach ihrem Sturz in der Nebelsee verschwanden. Das leichte Rumpeln der unentwegt auf schlagenden Körper erschien Rouwa endlos." ... die Gegnerin wurde von dem Toten hinabgedrückt, badete in fließendem Blut und dessen stinkenden Gedärmen , aus denen sie sich nicht befreien konnte."  

Das mag was sein für jene, denen jeglicher Feinsinn abhanden gekommen ist.  Schwerter und Magie, beinhaltet sicher auch Gewalt, das bestreitet keiner.  Ich störe mich einfach an dieser Sprache.

Vielleicht ist es Resultat unserer aufgestachelten Zeit,  wo in  der Realwelt Kriege, Massaker, Anschläge, Naturkatstrophen und dergleichen Grauen unentwegt und brühwarm in den Medien  kommuniziert werden, uns pausenlos verfolgen  und angepriesen werden als seien es hochwertige Lebensmittel. Da muss das Buch wohl mithalten, nicht im Sinne einer intelligenten Aufarbeitung sondern als eine Aneinanderreihung von Worten für die man auch eine KI bemühen könnte.

Wenden wir uns noch mal der Poesie zu:

"er erwachte in der vogellosen Morgendämmerung und es war ihm sehr kalt, und er hörte alte Stimmen rufen, doch schwach nur in weiter Ferne, wo sie langsam davonschwebten wie Träume, die zurückkehren nach Traumland."  Genau das möchte ich, wenn ich ein Fantasie-Buch lese: in ein Traumland übertreten mit seinen eigenen Regeln und Gesetzen. Auch hier wird es die dunklen Abgründe  geben aber ein intelligentes Schwingen wird die Welt im Gleichgewicht halten.