Samstag, 18. Februar 2023

aus dem Fundus

Man soll keine Anhaftung entwickeln an Gegenstände. Tu ich  nicht. Aber nach 50 Jahren des gemeinsamen Zusammenlebens, sammeln sich nicht nur Erinnerungen sondern auch Dinge. Geerbtes zum Beispiel - das sind Sachen, die halte ich in Ehren. Viele unerwünschte Artikel, die man zu feierlichen Anlässen, Geburtstagen und Weihnachten geschenkt bekommt,  Die man sich selbst nie gekauft hätte, aber vom Geber gutgemeint überreicht wurden. "Extra für dich ausgesucht". Das sind die Dinge, die mich regelrecht belästigen.  Dann sammelt sich bei mir Geschirr, zugegebenermaßen selbst verschuldet, alles für 10 bis 12 Personen. "Kann man immer mal gebrauchen" sagte meine Mutter und haben wir auch gebraucht, als die Familie noch vollzählig war. Nun sind das die Sachen, die ich von links nach rechts räume.  "Das könnt ihr doch bestimmt gebrauchen " hörten wir, wenn uns jemand seine ausgebauten Türen und Heizkörper auf unsere Baustellen brachte ... es sammelten sich Teile, von denen andere meinten,  wir bräuchten sie, und wir, mit wenig Geld aber viel Enthusiasmus gesegnet, glaubten das dann auch.  "Ist doch zu schade zum Wegwerfen". Recht so, nur hat man uns damit zugemüllt. Das sind Dinge, die man allein wegen des Transportproblems nur mühsam wieder los wird.

Wir haben schon viel auf den Wertstoffhof gebracht, was andere nicht entsorgen wollten. Wir haben benutzt, was wir gebrauchen konnten, verschenkt, repariert, weggeworfen.  Langsam wird die Lage übersichtlicher. Unser Wahlspruch lautet "nichts neues, erstmal im Fundus nachsehen". Damit ergibt sich ein Spiel mit dem was da ist und es ergeben sich ungeahnte neue Kombinationen. Zwei burgunderrote Gardinenschals, die schon als Tischdecke gedient haben, als Hintergrund für Fotos, als repräsentative Unterlage für Flohmarktware - nur nicht als Gardinen - haben jetzt eine neue Aufgabe. Sie hängen aus Energiesparmaßnahmen in der Öffnung vom Wohn- zum Esszimmer. Sieht ein wenig nach Theatervorhang aus erfüllt aber den Zweck, das Esszimmer nicht mehr mit heizen zu müssen. 

Ich denke zurück an unsere Zeit in den 70 zigern. An Sperrmüll und wie wir gemeinsam stöbern gingen. Damals schmissen die Leute wirklich alles raus. Wir sind dann mit den Funden auf den Flohmarkt gegangen oder haben manche Sachen bis heute. Schade, dass nach uns alles  den Weg auf die Mülldeponie nehmen wird. Wie schon gesagt: "könnte man doch noch gebrauchen ...".



Beispiele: 
Nähmaschine = geerbt
Vasen = Schnäppchen
Laterne = geschenkt bekommen
Bäckerkorb = aus dem Sperrmüll Mitte der 1970ziger Jahre
Vorhang = aus dem Fundus


Porzellanfigur = auch aus dem Sperrmüll


6 Kommentare:

  1. Oh, da sprichst Du ein heikles Thema an ...
    Gerade heute habe ich ein sogar recht teures neues Geschenk ausgepackt, und mir dabei gedacht, dass ich lieber nichts bekommen hätte. Denn selbst beim Spenden wurde es nun nur noch einen Bruchteil des Wertes erzielen. Und das mit den Verkaufs- & Versteigerungs-Plattformen wird ja nun ab 2023 auch ein Problem - wie ich gestern im Fernseh sah. Denn über 30 Teile oder über 2.000,- € Erlös hat man nun angeblich die Steuer als vielleicht Gewerbetreibender im Nacken ... Ich gehe zwar davon aus, dass den Finazbeamten für die Durchsetzung dieser tolldreisten Idee die Personalkapazitäten fehlen. Aber das lässt sich ja auch noch prima auf analoge und digitale private Flohmärkte und Garagen-Flohmärkte ausdehen ... Dann belastet der Kram noch mehr, da er ja zu schade zum Wegwerfen ist, aber privat u verkaufen wird in Zukunft wohl dann auch recht schnell zum Problem :-(

    Und ja, wir haben noch eine schuhmacher-Nähmaschine von dem VorVor-Besitzer des Hauses hier stehen. Einen alten Korb hatte ich in einer Kriechbutze unter dem Dach bei uns im Haus beim Entrümpeln gefunden - wohl aus den 60ern, von dem ich mich auch nicht trennen wollte, und Vasen bekomme ich jetzt zu jedem Anlass geschenkt - wo ich doch wegen unserer Katzen schon lange keine Blumensträuße haben möchte.

    Und Haushalte aufgelöst habe ich inzwischen schon 3x. Und jedes mal blieben rinnerungsstücke übrig und auch andere Dinge, die vielleicht doch noch zu gebrauchen sind. Doch beim letzten Mal - dem Haus von Wolfgangs Mutter - haben wir uns notgedrungen auch wegen der Entfernung von H nach OS professionelle Hilfe geholt. Zum Glück fanden sich kurz vor dem Räumungstermin im November 2016 dann doch noch einige Nachbarn und sogar wenige Bedürftige, die sich über die Elektrogroßgeräte freuten. Aber es war ein Wahnsinn, was da alles so auf den Müll wanderte.
    Und wenn ich mir heutzutage im Fernsehen teilweise anschaue, wie die Flüchtlinge mit neuen Dingen ausgestattet werden. Dann leben wir wohl noch immer in einer ziemlichen Überflußgesellschaft, wo Nach- und Umnutzung noch nicht wieder nötig sind ...
    Nachdenkliche Grüße schickt Silke

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  2. Ja, die gutgemeinten Geschenke, mit viel Liebe ausgesucht. Leider sind es meistens Dinge die meinen Geschmack nicht treffen. Blümchen würden mir reichen, die Katzen interessieren sich hier nicht für Blumensträuße und lassen sie in Frieden. Über E-Bay haben wir auch schon einiges verkauft, zu Preisen, bei denen sich das Finanzamt sicher nicht die Mühe macht nachzurechnen.
    Und ich würde auch liebend gern mein überschüssiges Geschirr verschenken. Aber gebraucht gilt heutzutage nichts mehr. Neu muss es sein. Wenn unser Haushalt mal zur Auflösung kommt sollte es jemand machen, der sich am Wochenende auf Flohmärkten den Hintern abfriert. So jemand wird sich bestimmt über das ein oder andere Teil für die Bereicherung seines Sortiments freuen :-)
    LG Christiane

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  3. da sagt ihr was, ich sehe das Problem Restmüll, übrig gebliebenes, geschenktes, selbst eigener Schmuck der der eigenen Hand und dem Hals nicht mehr passt, obwohl echt und mal teuer erstanden - teure Ballkleider, Pelze von Oma noch bildschön und mal eine Geldanlage.. ect. es will keiner mehr.
    selbst diie ausländischen Busse die mal hie mal da die STraßen abfahren und sonst alles mitnehmen wie die Zigeuner, lassen mittlerweile stehen und so geschieht was geschieht -
    " irgendwann wird es von irgendwem in der Abfalltonne größeren Umfanges landen..
    es ist echt eine Schande wie lieblos mit den Ressorcen umgegangen wird, mir blutet das Herz wenn ich heut daran denke
    ich verdrängs...hab aber deinen Beitrag sehr gerne gelesen...denn eine die so ähnlich denkt wie ich, gibts ja bald auch nicht mehr..seufz
    herzlich angel

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    1. Heute lag bei uns aktuell grade wieder einer dieser "wir kaufen ihre Pelze und alten Schmuck" Anzeigen der Zeitung bei. Die Erfahrung mit diesen Händlern zeigt, dass die längst nicht alles nehmen sondern gezielt aussuchen. Eine Bekannte hatte von diversen alten Damen die Pelzjacken zusammen getragen - wollt er dann nicht haben. Gezielt nachgefragt wurde Schmuck, Zinn, usw. nun hängen die guten Stücke wohl wieder mit Mottenkugeln in den Kleiderschränken bis sie eines Tages von den Erben entsorgt werden.
      LG Christiane

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  4. Aus dem Fundus...
    Sehr treffend, aus Platzgründen inzwischen überschaubar.
    Realistische Enkel, ohne seelische Befangenheit, waren hilfreich: Wertstoffhof oder Ebay!
    Eine alte, umfunktionierte Singer steht hier ebenfalls auf dem Flur und sobald bei den Umzügen jemand Interesse zeigte - Kommando mitnehmen.
    Trotzdem sträubt sich das Gefieder bei den Kindern bei dem Gedanken der Auflösung, Schütte und hinein...
    Merkwürdig nur die Verluste im Haushalt, z.B. Tupper(teile) und Tortenplatten/hauben :-).

    Der Theatervorhang gefällt mir sehr, weil edelige Wirkung.

    Besser nicht nachdenken!
    Ohjemine - all die Eierbecher aus meiner Sammlung verstauben im Abstellraum in Umzugskartons und all die Bilder, die keine Wandfläche fanden durch die großen bodentiefen Fenster.
    Ha - die gewaschene Wolldecke passt farblich nicht unbedingt, ist aber noch gut und inzwischen 58 Jahre alt.
    An manchen Dingen hänge ich doch.
    Lieben Gruß!

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    1. *lach* , "Enkel ohne seelische Befangenheit" ... Selbige wären auch hier hilfreich, allerdings bin ich selbst mit einer großen Portion Realismus ausgestattet und sehe das Ende aller Dinge in einem großen Container. Vielleicht sollte man vorher tatsächlich E-Bay für die Dinge bemühen, die in einem Antiquitätenladen gehören. Da steht mir wieder die seelische Befangenheit im Weg. Ein Dilemma. Sollte man tatsächlich eines Tages in einer seniorengerechten Wohnung mit 2 1/2 Zimmern landen aber die vernünftigste Option.

      LG Christiane
      habe übrigens gleich 3 Teile aus den Weihnachtskartons in die Mülltonne verfrachtet - ein Anfang ist gemacht

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