Dienstag, 31. Januar 2023

antike Geschichten

 


Bildquelle: Wikipedia

Ich bin kein Fan von Bildbesprechungen - das habe ich gehasst in der Schule. Weil mir der Sketch "Eheberatung" von Loriot in den Sinn kam, stolperte ich bei der Suche über dieses Gemälde, dass in selbigen eine Rolle spielt. Ich hatte es bisher für eine Darstellung des Raubs der Sabinerinnen gehalten. Da lag ich falsch. Dieses Doppeldate gehört in die griechische Antike. *

Maler:  Peter Paul Rubens (1577 - 1640),
Titel: Der Raub der Töchter des Leukippos *
Zu finden in der alten Pinakothek, München

*griechische Mythologie :
Es geht um die Zwillinge Kastor und Polydeukes (röm. Castor und Pollux) einer davon unsterblich = weil der Sohn des Zeus, der andere vom richtigen Vater = sterblich.  Die zwei waren unzertrennlich und befreundet mit einem anderen Zwillingsbrüderpaar namens Lynkeus und Idas. Mit denen stritten sie sich um eine erbeutete Rinderherde. Kastor und Polydeukes fühlten sich bei der Aufteilung übervorteilt. Sie rächten sich  indem sie die Verlobten Phoebe und Hilaeira (das sind die besagten Töchter des Leukippos) des Brüderpaares raubten und sich mit ihnen "vermählten". Nun waren die anderen beiden sauer und es kam es zum Kampf.  Überlebt hat ihn nur Polydeukes, (der mit dem freien Oberkörper im Bild). Er war sehr betrübt und bat seinen Vater Zeus, die Unsterblichkeit mit seinem Bruder teilen zu dürfen. So hielten sie sich dann - wieder vereint - abwechselnd im Olymp und im Hades auf. Wir können sie als Sternbild am Winterhimmel sehen - grobe Richtung: 2 helle Sterne hinter dem Orion, oberhalb des kleinen Hundes. Soviel zum mehr oder weniger romantischen Teil.

Ich betrachte die quadratische Szene und  empfinde Respekt vor dem Maler. Wie er trotz des Tumults im Geschehen einen genialen Bildaufbau geschaffen hat. Einer, der sein Handwerk meisterlich versteht. Der Darstellung selber kann ich nichts abgewinnen.

Was ich sehe: 2 Frauen unbekleidet, 2 Männer - einer mit freiem Oberkörper, der andere in Rüstung,  2 erregte Pferde,  2  geflügelte Putten (nein, nicht Puten - die fliegen nicht)  Hintergrundlandschaft. 

Der Mann oben ohne (Polydeukes), der mit seinen roten krausen Haaren ein wenig an Prinz Harry erinnert, ist vom seinem im wahrsten Sinne des Wortes hohen Ross abgestiegen. Sein steigender Schimmel fuchtelt mit eisenbewehrten Hufen am äußeren Bildrand rum. Der Mann in Rüstung (Kastor) sitzt auf einem feurigen Braunen der sich mit gebogenem Hals dem Mittelpunkt der Szene zuwendet.  Die Männer sind bemüht, zwei gutgenährte nackige Blondinen auf die Pferde zu hieven.  Von einer sieht man die Vorderseite von der anderen die Rückansicht. Bei der detailliert ausgearbeiteten Fleischbeschau ist man dankbar, dass der Mann auf dem Braunen das rote Tuch zwischen den Beinen der einen Dame festhält und es entwickelt sich ob der Üppigkeit der weiblichen Gestalten Verständnis für die Pferde, die sich  gegen die zusätzliche Last vehement wehren.  Zwei kleine Puttchen versuchen sich als Pferdebändiger - einer hängt dem Braunen mit leichter Hand im Zügel und schaut dem Betrachter vergnügt ins Gesicht (schielt der?)  Der andere ist nicht so vergnügt und krallt sich verzweifelt an Hals und Mähne des Schimmels.  Die Damen lassen das Geschehen über sich ergehen - Eine blickt kopfüber in die rechte Bildecke, die andere sucht Blickkontakt mit dem Herrn auf dem Braunen.

Für Interpretationen bleibt eigentlich kein Raum, eine Szene aus der griechischen Mythologie - fertig. Dem Hintersinnigen kommt noch einmal Loriots Sketch Eheberatung in den Sinn.  Auf die Frage, was das Bild darstellt antwortet Herr Blöhmann:  "Zwei Herren geben zwei Damen Reitunterricht“.   Das ist durchaus zweideutig zu verstehen, allerdings- wie drück ich das aus - war der Reitunterricht nicht einvernehmlich. Frauenraub war in der Antike sehr beliebt, Beispiele gibt es genug. Frau hatte in der Kultur - auf dem die unsere fußt - nichts zu vermelden.

Man wird festgestellt haben, dass ich für ernsthafte Bildbetrachtungen nicht genügend sittliche Reife besitze. Deshalb habe ich bei  Chat-GPT (Chat-GPT =Generative Pretrained Transformer - neben Bildbesprechungen noch ein Detail, auf das die Menschheit sehnlichst gewartet hat)  nach einer Beschreibung des Gemäldes gefragt und erhielt eine professionelle Version.

Was andere sehen oder nicht sehen:
"Der Raub der Töchter des Leukippos" (The Rape of the Daughters of Leucippus) is a painting by the Flemish Baroque artist Peter Paul Rubens. The painting depicts the mythological scene of the rape of the daughters of Leucippus, Phoebe and Hilaeira, by the twin brothers Castor and Pollux. The scene is shown in a dynamic and dramatic manner, with the figures in motion and the composition arranged in a diagonal spiral. The use of color and light is also striking, with the figures set against a dark background, and the contrasting use of warm and cool tones. The painting is considered a masterpiece of Rubens' mature style, and is known for its emotional intensity and powerful sense of movement. 

Aha ... setzen - geht so.


Und weil irgendwie dazugehörig Loriot's Sketch "Eheberatung"  KLICK 

Nachtrag:
Wenn jemand mal in die Pinakothek kommt möge er mir berichten, ob das Gemälde wirklich so bunt ist.




8 Kommentare:

  1. na Du!!! ...> einfach nur h e r r l i c h DEINE Beschreibung des Bildes" ich - hab herzlich gelacht und finde sie vorzüüüglich...sehr gut getroffen denn dein unvergleichlicher Humor schimmert durch j e d e Zeile...köstlich wie die Butter auf Brot!
    " Loriot's Sketch "Eheberatung" schaue ich mir jetzt dazu noch an...
    ich komme zwar jetzt aus meiner Eis"hölle nicht eben mal in der Pinakothek vorbei , denke aber; > ich kann auch sie hier anklicken...
    für mich nicht zu verstehen , warum keiner mehr was auf diese köstlichen BIldbeschreibungen und Berichte schreibt..ob diese tatsächlich nicht gelesen werden...
    was lesen denn die anderen die den ganzen Morgen im Netz klicken und sich überall rumtreiben....???
    ich danke dir, ich hab mich köstlich amüsiert - auch den vergleich mit Harry fand ich...lachttt!!!!! - sehr gelungen als INterpetation!!!
    herzlichst angel...

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    1. Schön, dass du dich amüsierst. Hatte beim Schreiben Mühe, meine nach allen Richtungen ausufernde Phantasie zu zügeln ;-) Bin deinem Tipp mit dem Rundgang durch die Pinakothek gefolgt. Da wirkt das Bild genauso bunt :-( Meine Güte, was haben die da für Schinken hängen - das würde mich schon rein optisch überfordern.
      LG Christiane

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  2. habs mir nochmals angesehen...herrlich...
    zu schade..... dass es
    d i e s e n Humor - HEUTE >>> nicht mehr gibt!!!!!!!
    der ist ...vielen von uns auf dem Weg und in die Flucht in die KOnsumgesellschaft verloren gegangen!!!!

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    1. Loriot ist einfach unerreicht mit seinem subtilen Humor. Schaut man immer wieder gern damit das innere Schmunzeltier nicht einschläft.
      LG Christiane

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  3. Dein Humor ist köstlich, die Darstellung in Worte zu fassen sehr fein!
    Mehr zufällig sind wir einmal in eine Vernissage geraten, deine Analyse mit Randbemerkungen ist herrlich kurzweilig und könnte mich für Fortsetzungen begeistern.
    ...und jetzt Loriot, die alten Meister überforderten mich ebenfalls auf der Museumsinsel Berlin.
    LG Kelly

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    1. Ich hätte nie gedacht, dass ich wegen Loriot mal eine Bildbesprechung mache ;-) Ergab sich so. Wenn man das Thema fortführen würde, muss man ganz genau gucken. Ich springe schnell auf optische Dinge an - egal ob be- oder entgeistert. Nach den vielen Museumsbesuchen im letzten Jahr schulde ich eigentlich Herrn Vogeler oder einem der anderen Worpsweder eine Bildbesprechung ....
      LG Christiane

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  4. Jupi, das ist Dir gelungen und mit Humor kurzweilige Bildbesprechung. Ja , Worpswede bietet sich doch an, weiter zu machen. Bildbesprechungen müsste ich noch üben, es ist bei Versuchen geblieben und mir fehlen die Kenntnisse. Dafür gibt es ja anderes für mich. Liebe grüsse, Klärchen

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    1. Ich denke, es wird bei dieser, durchaus mit einem Augenzwinkern zu betrachtenden, Bildbesprechung bleiben. Schau'n wir mal was sich so ergibt.
      LG Christiane

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