Freitag, 2. Dezember 2022

Kunst und Worpswede - ein Abschluss mit DAD 11

Eigentlich wollten wir Anfang des Jahres nur einen Blick werfen vom Weyer Berg in Richtung Bremen. Unsere anfängliche Unkenntnis der dortigen Gegebenheiten "wo verdammt noch mal ist dieser blöde Berg" , führten uns auf die Spuren von Heinrich Vogeler und das seiner Mitstreiter in der Künstlerkolonie Worpswede. (Die Aussichtsplattform am Berg haben wir später auch gefunden)

Je mehr man dann im Laufe des Jahres von den Künstlern und ihren Werken sah und sich mit der Historie beschäftigte, desto neugieriger wurde man. So kamen wir zu allerlei Museumsbesuchen - in Worpswede, Fischerhude, Vegesack, Oldenburg - sah den Landschaftsmalern des ausgehenden 19. Jahrhunderts  über die Schulter und sah immer wieder  Birken, Moor, Torfkähne, weite Himmel und überhaupt Landschaft. (die Moorbirke ist übrigens Baum des Jahres 2023...)



Bei Heinrich Vogeler wurde alles was er anfasste zu formschönen Objekten: Möbel, Schmuck, Häuser, Bücher, Besteck, Porzellan. Seine in den Bildern immer wieder in Pose gesetzte Frau Martha hat sich  irgendwann diesem Dekoimage entzogen, was vermutlich bei ihm mit dazu beigetragen hat, sich radikalen Veränderungen in Leben und Kunst zu zu wenden.  Er suchte nach neuen Idealen, wandte sich dem Kommunismus zu und wanderte später nach Russland aus. Jetzt gab es keine  verträumten märchenhaften Jugendstilbilder wie man es gewohnt war sondern kernige Arbeiterbilder.  Er verstarb 70 jährig in Russland,  im Exil, in irgendeinem gottverlassenen Kaff. 

Mittlerweile haben wir auch den Vogeler-Film gesehen. Auf mich wirkte die gewählte Erzählform mit Interviews, Filmsequenzen und Erzählsträngen gequält und abgehackt, teils effekthascherisch.  Eine Szene in der Psychiatrie beispielsweise, in der die Kranken so vorgeführt werden, wie klein Fritzchen das sich in einer Irrenanstalt eben vorstellt. Aber auf meine Wenigkeit als erklärter Kunstbanause  - als Kunstform versteht sich der Film - sollte man sich nicht verlassen sondern selbst urteilen.

Die Geschichte der Worpsweder Künstler um Vogeler ist akribisch aufgearbeitet. Früher hat man sich Briefe geschrieben und aus diesen lassen sich Lebensgeschichten rekonstruieren. Man hat viel geschrieben damals und so gibt es viel zu lesen. Über die Modersohns, Martha Vogeler - sogar  Rilke, der für mich anfangs ein No Go schien weil ich fürchtet einem Schwülstiker wie Hesse zu begegnen - nein, ein begeisterungsfähiger Mensch scheint mir,  etwas übertrieben wortreich aber auszuhalten.

Jetzt reicht es mit Kunst. Die Vogler Ausstellungen in Worpswede sind beendet. Ersatzweise gibt es jetzt im Barkenhoff und der gr. Kunstschau die Werke von Nachwuchskünstlern zu bestaunen, die für den Paula Becker Modersohn Preis ausgesucht wurden. Unter anderem eine Künstlerin, die unter dem Titel "Show down" das Innenleben von Matratzen präsentiert. Das ist jetzt kein Witz obwohl ich herzlich darüber gelacht habe und die Überlegung anstellte, ob man den Eintrittspreis von 15 Euro erstattet bekommt, wenn man bei den verwendeten Matratzen den Härtegrad bestimmen kann.  Wie gesagt -  Kunstbanause.

In Bremen in der Kunsthalle finden Sonnenuntergänge statt. Das ist hübscher als aufgeschnittene Matratzen. In unserer Zeitung war dazu ein Sonnenuntergang von CD Friedrich abgebildet. Da steht eine Frau vor der glühenden Landschaft das Gesicht zur Sonne der Rücken zum Betrachter, in einem türkisfarbenen Gewand, so, wie Martha Vogeler es auf vielen Bildern trägt. So schließt sich der Kreis und ich höre auf, die Öffentlichkeit mit Künstlern zu belästigen, die über Bremen und nähere Umgebung hinaus wahrscheinlich keiner kennt.






gleich noch den DigitalenArtDienstag mit reingeschoben:

in meinem Beitrag für den DigitalenArtDienstag 11 bei Jutta K.  geht es rund



die beiden Bilder oben, die Birke und Heinrich Vogeler kunstvoll zusammengedreht








11 Kommentare:

  1. Worpswerde ist doch das Künstlerdorf bei Bremen, oder? liebe Christiane

    LG Bernhard

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    1. richtig, ein gut vermarktetes Dörflein übrigens.
      LG Christiane

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  2. Dank deinem Post habe ich wieder etwas dazu gelernt denn bis dato hatte ich von dem Künstlerdorf noch nichts gehört. Ein Dank auch an Wikipedia. Deinen Wirbel finde ich interessant mit den harmonisch abgestimmten Farben.
    Eine besinnliche Adventszeit und liebe Grüße
    Lieselotte

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    1. Habe gleich gelinst, wo du her kommst und habe vollstes Verständnis ;-) Bei euch gibt es sicher viele Namen, die der Norddeutsche nicht kennt. Dir auch eine schöne Adventszeit.
      LG Christiane

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  3. Deinen kombinierten Wirbel finde ich toll, gut gemacht, Dankeschön !
    Worpswede kenne ich nur aus dem TV.
    Da lief mal eine Story über das Künstlerdorf mit vielen schönen optischen Eindrücken.
    Mehr dazu wusste ich bisher noch nicht.
    Sei lieb gegrüßt
    Juttta.
    Ich würde mich freuen wenn du nächstes Jahr wieder mit dabei bist :-)

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    1. Optische Eindrücke, ja, das können die in Worpswede :-) Ich behalte deinen Blog im Auge damit ich mit kriege, wann es wieder los geht.
      LG Christiane

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    2. Das ist lieb, ich werde mich melden wenn es soweit ist :-)

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  4. Ich spreche kein Deutsch, konzentriere mich aber mehr auf Fotos und Kunst.
    Schöne Gemälde.
    Wunderschön kombinierte Gemälde in runder Form.
    Grüße

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    1. Vielen Dank für deinen Besuch. Ich denke auch, Bilder sagen mehr als Worte.
      LG Christiane

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  5. Hallo Christiane, interessanter Beitrag! dein abstraktes Twirl-Bild sieht super aus!
    Liebe Grüsse aus der Schweiz und Frohe Festtage.
    Esther

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    1. Du kommst von weit her zu uns hier in's norddeutsche platte Land. Grüße zurück und beste Wünsche für ein wunderschönes und besinnliches Weihnachtsfest in die Schweiz.
      LG Christiane

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