Freitag, 20. Mai 2022

Von Regen in Gummistiefeln

Als gestern hier das Unwetter mit reichlich Regen und Gewitter niederging, dachte ich schon, wir müssten den Termin noch einmal verschieben. Aber die Tierärztin kam pünktlich, das letzte mal für unsere braune Stute. So standen wir dann im strömenden Regen auf der Weide. Sachliche Routine bei der Tierärztin, Anspannung bei uns, das Pony scheinbar unbeteiligt. Erst später wieder im Haus, bemerkte ich, dass ich trotz Regenjacke nass bis in die Gummistiefel geworden war.  

Im Moment verkleinert sich unsere Gemeinschaft rapide. Vor knapp 3 Wochen sind erst die beiden Katzen über die Regenbogenbrücke gegangen. Nun also auch unser kleines Stütchen. Wir waren dabei, als sie auf die Welt kam, 33 Jahre lang haben wir sie bei uns gehabt, sie groß gezogen und umsorgt.

Es war eine schwere Entscheidung (das ist es immer), mehrfach wieder nach hinten verschoben. Jetzt haben wir den Haflinger über, suchen nach einer Lösung. Wir wollen die Pferdehaltung aufgeben. Weg geben ist keine Option - ein altes Pferd mit allerlei Gebrechen nimmt keiner mehr.  Alleine halten? Schwer vorstellbar bei dem geselligen Kerlchen. Im Moment ist er relativ ruhig, schaut immer noch Richtung Weide wo die Stute euthanasiert wurde. Wiehert manchmal leise.

Meine Gedanken drehen sich, schlecht geschlafen habe ich auch. Einerseits bin ich froh, dass diese schwer wiegende Entscheidung gefallen ist, andererseits haben sich fast 35 Jahre unseres Lebens um das Wohlergehen der Pferd gedreht. Wir standen immer hintenan. Ich hoffe, dass noch etwas Zeit für uns bleibt. 









8 Kommentare:

  1. oh..welche Entscheidung ...das ziept aber sehr zu lesen, tut mir in der Seele weh, hab ich doch auch erst vor wenigen Monaten diese Entscheidung treffen müssen und knapse heut noch schwer daran....
    es sind unsre Katzen, Pferde, Hunde und jedes Familienmitglied dass wir Jahre an unserer Seite hatten.
    Lebenskameraden, die wir lieb gewannen, uns sorgten und so viel zurück bekamen.!!!! dass nur Dankbarkeit zurückbleibt zu der Trauer sie dann gehen zu lassen wenn es " an - der Zeit - ist...schweren herzens....Entscheidungen fällen, die einfach nur weh tun.
    Nicht-Tierhalter kennen dies nicht - leider....sie wissen nicht um die große Freude, die uns ein Tier an der Seite schenkt.
    Hast du schon einmal einen Gnadenhof - vielleicht sogar in Eurer Nähe in Erwägung für das Pony erwogen, weil es dort andere Freunde fnden könnte???? es allein zu halten - wahrscheinlich schlecht weil es trauert seinen Gefährten verloren zu haben...
    ich hoffe ihr habt die Kraft den Verlust zu verarbeiten..man wird mit jedem Verlust dünnhäutiger finde ich.....
    denke sehr an dich...
    herzlichst angel


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    1. "dünnhautiger" ja, das trifft es. Man weiß, dass man sie gehen lassen muss aber man gewöhnt sich einfach nicht dran. Bei dem Pferd ist eine gewisse Erleichterung zur Trauer spürbar aber die Katzen, besonders das Tigerchen Hermi, das hat mich weggehauen. Vielleicht, weil er seine Zuneigung so deutlich gezeigt hat.
      Mit dem Pony überlegen wir noch hin und her. Einsteller dazu, allein stehen lassen - Gnadenhof eher nicht, da habe ich von schlechte Erfahrungen gehört. Im Moment neige ich dazu, ihn hier stehen zu lassen. Er hat gesehen, dass seine Freundin weg ist, reagiert erstaunlich gelassen.
      Danke für deine lieben Worte.
      Christiane

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  2. Wie unsagbar traurig, liebe Christiane, das berührt mich wirklich sehr. Wie gut ich deine momentanen Gefühle nachvollziehen kann! Es ist eine Zeit, in der Außenstehende kaum die richtigen Worte finden können, um Trost zu spenden. Alle, mit denen wir eng verbunden waren, hinterlassen eine große Lücke, wenn sie von uns gehen und alles, was bleibt, sind Erinnerungen und Dankbarkeit für die gemeinsame erlebte Zeit.
    Alles Liebe und Gute für dich und deinen Mann wünsche ich dir von ganzem Herzen, liebe Christiane, mit der Zeit werden die Tage wieder heller.
    Liebe Grüße von Laura, die mit dir fühlt.

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    1. Ach Laura, seufz, im Moment kommt es Schlag auf Schlag. Bei dem Pferd nicht so ganz unerwartet, insofern mischt sich auch Erleichterung in die Trauer. Aber ich habe einen ganzen Batzen Erinnerungen an schöne Momente, das hilft über den Verlust hinweg. Danke für dein Mitgefühl.
      LG Christiane

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  3. Liebe Christiane,
    immer wieder und immer noch öffnen sich alte Wunden, Verletzungen der Seele, die Trauer über Verluste.
    Ich hoffe für eine gute Lösung.
    Herzlichst Kelly

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    1. Danke dir. Ich hoffe, dass die Wunden heilen und sich alles wieder zurecht rückt in eine neue Normalität.
      LG Christiane

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  4. liebe Christiane ich denke ja - die Trauer vergeht nie ganz auch wenn die realität des Alltags wieder ins Leben eingreift - wird sie als rest der Erinnerung, vielleicht ein wenig leiser etwas weniger Weh tun, aber dennoch bleiben den es ist ein teilstück unseres Lebens das wir mit jedem einzelnen verlust teilen und wieder verlieren...
    lese ich alte Seiten der verluste noch heute in meinem Blog, sind die Tränen nicht weit und weiß - das wird bleiben...
    herzlichst angel die nah mit dir fühlt...

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    1. Mit der Trauer ist es wie mit der kaputten Lieblingsvase. Sie zerbricht, man kittet sie zusammen aber sie ist nicht mehr dieselbe. So komme ich mich auch vor, repariert aber nicht mehr dieselbe.
      Ich bin in deinem Blog immer noch etwas orientierungslos unterwegs - finde viele schöne Texte. Ist nur so umfangreich, dass ich mich immer wieder verirre :-)
      LG Christiane

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