Donnerstag, 4. November 2021

Reise nach Egypten

Manche Menschen bereisen die Welt. Auf Kreuzfahrtschiffen, die die Einwohnerzahl einer Kleinstadt beherbergen.  Sie werden bedient, bekommen Essen im Überfluss,  genießen jeglichen Luxus an Bord. So schippern sie über die Meere in die Häfen entfernter Länder. Dort lassen sie sich zu Touristenzielen karren und berichten - wieder zuhause - den staunenden Daheimgebliebenen von ihren Abenteuern und Erkenntnissen. Wenn sie denn zu irgendwelchen Erkenntnissen gelangt sind und ihre Reise nicht nur aus Sicht ihres ausgeprägten Anspruchsdenkens bewerten.

Jedem das Seine. Ich habe noch nie davon geträumt in Papua Neu Guinea zusammen mit skurril geschminkten Eingeborenen einen Erntetanz einzustudieren. Auch nicht davon, mich in Ägypten auf schaukelnden Kamelen zu einer Besichtigung der Pyramiden bringen zu lassen. Mir als Nordmännin mit ostfriesischen Wurzeln liegt Überflüssiges nicht so. Tempel, mit geschwätzigen Symbolen an den gekachelten Wänden, oder pyramidenförmig gestapelte Steinquader,  in denen ein Pharao seine letzte Ruhe fand, das ist nicht so mein Ding.

Wir haben unsere eigene Vergangenheit und Kultur.  Die besteht in diesem Fall  auch in  übereinandergestapelten Steinen, allerdings deutlich kleiner als eine Pyramide. Hier wurden vor etwa 5000 Jahren die Gebeine unser Altväter bestattet. Man nahm zum Bau was so da war an Material ohne sich die Mühe zu machen, großartig auf das erfolgreiche Leben der dort liegenden aufmerksam zu machen. Man nennt diese Grabstätten Hünengräber oder Megalithgräber. Keine Gräber für einzelne Personen sondern für ganze Sippen. Es fand sich die Umschreibung, dass die Steine für Transformation stehen. Transformation zwischen dem Leben und der Zeit danach. Ein schöner Gedanke, als unvergängliche Kraft in einen Stein überzugehen und die Zeiten zu überdauern, vielleicht ein wenig einsam aber wer weiß schon, was Steine fühlen. Ist leider nicht überliefert, weil unsere Vorväter es nicht für nötig erachtet haben, über diese Dinge Sprüche in die Hinkelsteine zu klopfen.

Um also mal etwas Kultur zu erleben, machten wir uns zu Fuß auf den Weg nach Ägypten. Ein Kurztrip sozusagen. Der Nordländer vereinfacht hier auch in der Schreibweise und schreibt Ägypten mit E.  Egypten (in der Wildeshauser Geest bei Dötlingen) war schwer zu finden, wir brauchten 2 Anläufe um dort hin zu gelangen. 

Erst sieht man nur einen Hügel, dahinter einen Acker und einen Tisch mit Bank für  den mitgebrachten Nudelsalat. Erst beim herumgehen um den Hügel offenbart sich die Grabkammer mit den zwei Decksteinen. Alles unspektakulär, Bäumchen haben sich in der Kammer angesiedelt. Die Steine sind kalt und feucht als wir versuchen, Kraft aus ihnen zu schöpfen. Machen den Eindruck, als suchten sie selbst ein wenig Ansprache auf ihrem einsamen Posten. Für einen kurzen Augenblick wähnt man sich zurück in einer Kultur, die der unseren doch schon sehr ähnlich war. Wie gesagt, unspektakulär, magisch, eingebettet in eine wunderbare Landschaft. Eine Wanderung wert ... 


Nachtrag:
Ich brauche andere Wanderschuhe, solche, die nicht die Knöchel aufreiben oder muss eine Polsterung anbringen ... wie machen die Leute das, die nicht nur 2 Stunden am Band laufen, z. B. die sinnsuchenden auf dem Jakobsweg ?















5 Kommentare:

  1. Liebe Christiane,

    solch alte Grabkammern gibt es viele im Norden. Finde ich toll, dass du dieses Thema aufgegriffen hast.
    Auf Sylt haben wir ganz viele entdeckt und wir konnten auch eine begehen.
    Solche Reisen in die Vergangenheit sind wirklich faszinierend. :-)

    Liebe Sonntagsgrüße schickt dir
    Christa

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    1. Wenn man nicht wüsste, dass es sich um ein steinzeitliches Grab handelt, könnte man den Gedanken hegen, die Steine mit dem Trecker in die Hofeinfahrt zu karren und die Hausnummer drauf zu schreiben ;-) Als Schüler fand ich die Besichtigung dieser geschichtlichen Relikte immer stinklangweilig. Jetzt finde ich sie spannend.
      LG Christiane

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  2. Das ist ein sehr interessanter Beitrag, liebe Christiane. Gerade unser Land ist so kulturreich. Man könnte Jahre damit verbringen, tief in die Geschichte und Kultur unseres Landes einzutauchen. Wenn man darüber nachdenkt, dass es ganze 632 Jahre dauerte, den Kölner Dom fertigzustellen und mit dem Bau bereits 1248 begonnen wurde, dann kann man sich vorstellen, wie viele Generationen daran beteiligt waren.
    Grabstätten und Grabkammern haben immer etwas sehr Mystisches, wenn man versucht, sich in diese Zeit zurückzuversetzen.
    Ich freue mich, dass es inzwischen möglich ist, sich hier in unserem Wald unter einem Baum beerdigen zu lassen. Sogar schon heute kann man sich diese Stelle aussuchen. Das werde ich also irgendwann in nächster Zeit mal in Angriff nehmen. Es wird ganz sicher ein merkwürdiges Gefühl sein, sich vorzustellen, dass man dann eines Tages an dieser Stelle in Frieden ruhen kann.
    Aber bis dahin hoffe ich, mich noch ein paar Jahre des Lebens erfreuen zu dürfen, denn gerade in solchen klaren, sonnigen Herbsttagen wird einem - wie du so schön sagst - ganz warm ums Herz.
    Hab einen farbenfrohen Herbsttag und sei herzlich gegrüßt von Laura, die immer noch auf deine angekündigten Herbstfotos wartet. Gerade ich muss das sagen, da mir die Zeit derzeit nur so davonrennt.
    Mach's gut, liebe Christiane !

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  3. Ja, die Zeit rennt. Mein Mann und ich, wir schieben das Aussuchen und Regeln unserer letzten Ruhestätte schon seit Jahren vor uns her. Friedwald, anonymes Gräberfeld, herkömmliche Grabstätte ... Wahrscheinlich letzteres. Würden wir in Bremen wohnen, könnte man die Asche auch im Garten verstreuen. Hier in Niedersachsen ist das nicht gestattet. Wäre doch nett im Garten bleiben zu können.
    LG Christiane

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    1. Herbstfotos hätte ich - allerdings mit Person drauf. Nichts für den Blog. Aber was nicht ist könnt ja noch werden :-)

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