Samstag, 17. Juli 2021

Yoga oder die esoterische Alte

Ehe mir vor einem guten halben Jahr eine Nervenentzündung  Arme, und Schultern und Zwerchfell  lahmgelegt hat, versuchte ich mich mit Yoga in Form von dehnenden Übungen leidlich in Form zu halten. Kein Kopfstand, keine großartigen Verrenkungen, keine Nasenreinigung mit Kännchen, keine Weltanschauung, keine Doktrin was die Nahrung angeht - nur den Erhalt des Bewegungsapparates im Blick.

Auf You Tube findet man Übungsleiter, die ambitioniert auch das älteste Steiftier zum Dehnen des ungelenken Körper anleiten. Es gibt allerdings auch  junge gelenkige Mädels, die in schicken und knappen Outfits aus Yoga eine Art Bodenturnen mit Fitnessambition machen. Der Senior, der hier abwinken muss, findet auch Anleitungen, wo er sich eines Stuhls als Hilfsmittel bedienen kann.  Kurz, für jeden was dabei.

Der erste Satz, mit dem der Vorturner seine Übungseinheit für den absoluten Yoganeuling einleitet, lautet gern wie folgt: "wir beginnen im Schneidersitz". Da leuchten bei mir schon sämtliche Alarmglocken.  Schneidersitz kann mein Körper nicht. Die Knie sind auf Höhe der Ohren und gerade sitzen kann ich nur mit einem Kissen unter dem Po. Mir ist schleierhaft, wie man sich aus dieser Position auch noch nach vorne beugen kann. Ich kann auch keinen Sonnengruß, eine bekannte Übungsabfolge im Yoga. Da kommt Chaturanga drin vor, das ist eine Art Liegestütz. Meine schwächlichen Ärmchen waren solcherart Übungen schon in der Schule nicht gewachsen und ich brauchte beim Geräteturnen immer Hilfestellung. Ich beschränke mich also darauf bei ausgestreckten Beinen im Sitzen die Zehen zu berühren oder seitliche Drehbewegungen auszuführen. So richtige Omagymnastik.

Yoga ist seinem Hippie-Image längst entwachsen, wird als Kurs vom örtlichen Turnverein angeboten  und die Kosten sogar von der Krankenkasse übernommen.  Insofern war ich erstaunt,  als eine Nachbarin, der ich beiläufig von meinem Yoga erzählte, sofort mutmaßte, ich hätte mich einer Sekte angeschlossen. Ich müsse achtgeben, dass sich mein Charakter nicht verändert. So geschehen bei einer Bekannten, die Yogalehrerin geworden ist und in Folge ihren Mann verlassen hat. Mit derartigen  Auswirkungen hatte ich nicht gerechnet. Alarmiert nahm ich zur Kenntnis, dass auch andere Damen des Bekanntenkreises Yoga als Esoterik abstempeln. 

Seither vermeide ich das Wort Yoga und spreche von Gymnastik.


mehr geht nicht ...

 


"Ich behandele mich selbst mit Wohlwollen und Nachsicht"

6 Kommentare:

  1. Mädel, so schön wieder von dir zu lesen. Und wie musste ich grinsen, als ich den Titel dieses Posts und dann den Inhalt gelesen habe. Seit einem Jahr verbiege ich mich nun auch auf der Matte und rate mal was: In meinem neuen Roman mache ich keinen Halt davor, sogar einen stämmigen Kerl in die Haltung des Baumes zu versetzen. Nein, auch ich bin deswegen nicht kautziger geworden, als schon zuvor und auch ich gehöre (noch) keiner Sekte an... aber vielleicht sollten wir unsere eigene Gründen *kicher*. Unsere Götter wären dann unsere Samtlatschen und wir würden keinen herabschauenden Hund vor ihnen zelebrieren sondern die fauldaliegende Mietzekatze... Noah fände das schon mal klasse.
    Hab einen sonnigen Tag und ich hoffe, die Unwetter haben euch verschont.
    En liebe Gruess
    Alex

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    1. Ach Frau Gwundergarten (ich finde Gefallen an dieser Anrede), ich freue mich auch. Brauche dann unbedingt den Titel ihres neuen Buches. Hört sich so an, als könne der Inhalt meine gebeutelte Seele erheitern. War ja so froh, Sie, Noah und ihren Garten wohlauf zu sehen. Kann übrigens in der Sache "rosa Mohn" Noah voll zustimmen: wenn diese schöne, poetische, fransige aber schwachbrüstige Schönheit irgendwo nicht sein will, kann man die Versuchsreihe abbrechen. Ich habe meinen auch um die Ecke gebracht. Über die Sekte der katzenliebhabenden, bevorzugt englische Rosen im Garten habenden und lockeres Yoga praktizierenden Blogger muss man bei Gelegenheit nochmal ernsthaft nachdenken.
      LG Christiane
      wir im Norden Deutschlands haben von der Unwetterkatastrophe nichts abbekommen. Es wäre auch hier, wo alles flach ist, nicht mit so verheerenden Folgen zu rechnen, weil das Wasser Platz hätte, sich gemächlich über Flächen auszubreiten. Unangenehm, aber mit nicht so dramatischen Folgen.

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  2. Liebe Christiane ! Hab mich sehr gefreut, Dich wiederzulesen, das ist so ein bisschen, wie alte Bekannte auf einem Stadtfest treffen. Ich finde, du solltest die dünn gewordene Bloggerwelt auf jeden Fall konstant weiter beleben. Mit Yoga habe ich auch ganz spezielle Erfahrungen und bin schon mehrmals lachend auf der Matte zusammengebrochen. Gottseidank hat niemand zugesehen... nur die Mady von You Tube.

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    1. Mady finde ich auch sehr sympathisch. Da turn ich auch mit - natürlich nur die einfachen Sachen. Von einem Yoga-Kurs habe ich bisher Abstand genommen. Ein Albtraum, wenn in einer Runde junger, wohlgestalteter gelenkiger Damen der herabschauende Hund eher einem zusammengerollten Hamster ähnelt :-).

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  3. also den zusammengerollten Hamster würde ich jedem Blick auf eine jung agil wirkende gelenkige Dame mag sie auch so so wohlgestaltet sein - vorziehen...
    du fachst mein Kopfkino an...aber sowas von...."!
    was ich da lese..
    einfach nur köstlich
    a b e r eine Anmeldung zum Joga !!! - da schließe ich mich von aus..und bleibe hermetisch bei meinen normalen Turnübungen wenns schon nicht ohne geht...
    lachend angelface

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    1. Sehe gerade deinen Kommentar. Ich mache immer Übungen mit Gabi Fastner. Und selbst da muss ich oft passen - selbst wenn es explizit Übungseinheiten für Senioren sind.
      LG Christiane

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