Sonntag, 18. Dezember 2022

Monolog im Eis

Seit dem 2.Advent hat auch mich die Erkältungswelle fest im Griff.  Trotz Grippeimpfung. Vielleicht habe ich auch ein wenig Schuld, weil ich immer ohne Jacke mal eben zum Mülleimer hechte oder in den Garten um die Vogelstation auf zu füllen. Soll man eben nicht machen, "die paar Schritte" sagt es großspurig in einem" - bis man die Rechnung bekommt. Egal, heute war ich das erste mal aus dem Haus, ein paar Schritte unterwegs im Gelände. Notfallrunde,  unsere Weide hoch, Richtung des ehemaligen Schlatts bis zur Kurve und zurück. Und dann konnte ich einfach nicht anders, ich wollte sehen, wie es sich entwickelt hat, dieses Schlatt - ehemals ein kleiner Teich,  trockengefallen in den letzten Jahren - und wo das Boot ist. Entdeckt habe ich es das erste Mal vor 9 Jahren, als ich die Gegend nach einer unserer Jungkatzen abgesucht habe, die nicht mehr nach Hause gekommen ist. Wetter genau wie heute, kalt, alles vereist, Winterstimmung pur. Also flutsch unter dem umgebenden Zaun hindurch.


im Jahr 2016 war zwar auch schon bereits alles verwildert aber es gab noch Wasser

 Die das Schlatt umgebende Weide, ist wohl schon länger nicht bewirtschaftet. Hohes Gras, holprig der Grund, verunkrautet. Bei dem Reif, der Boden und Vegetation bedeckte, ist das Laufen hier schon für sich eine Herausforderung. Als ich den kleinen Wall erreichte, verließ mich fast der Mut. Der ganze Grund flächig bedeckt mit Brombeerranken, dazwischen das rutschige vereiste Gras und nicht erkennbar, wohin der nächste Schritt einen führt. An zwei aufgeschossten Bäumchen suchte ich beherzt  Halt und mühte mich die paar Schritte aufwärts um wenigsten einen Blick ins Innere werfen zu können. Die ehemalige Sumpffläche voll mit Schösslingen, der hintere Teil, der erkennbar tiefer liegt auch voll mit Geäst, Gebüsch, trocknem Schilfgras.  Unübersichtlich und ich habe mich nicht getraut nach dem Boot zu schauen, das letzte mal als ich es sah, war das Wasser schon weg und es lag auf dem Trockenen , linker Hand hinter einem umgestürtzten Baum von hier nicht einsehbar dafür müsst ich hinunter auf die ehemalige Wasserfläche.  Die Vernunft siegte und ich trat vorsichtig meinen Rückzug an. "Wenn ich hier falle, findet mich keiner" sagte es in mir. Gleichzeitig wurde mir klar, wie gebrechlich man mit der Zeit geworden ist.



Jahr 2022 - nix mehr mit Wasser, es wächst einfach zu

 
Das Universum spielt uns gerne mal einen Streich. So hat es auch meinen letzten Post in dem ich mich Fieber geschwächt um ein paar flaue Fotos gekümmert habe um sie in Braun orange-Tönen aufzuhübschen, total missverstanden.

 Ich wollte keine farblich dazu passend Katze. Ich wollte überhaupt keine Katze!

 Nun ist sie da - Sansa - nenne ich sie. In die Nachbarschaft gehört sie nicht, gechipt ist sie auch nicht. Wir konnten uns ein Lesegerät ausleihen mit der wir eine Registrierung hätten auslesen können. Aber rollig ist sie. Lustig, findet eine entfernter wohnende Nachbarin.  Unter Kleinanzeigen haben wir sie als Fundkatze eingestellt. Darauf  bekommen wir nun haufenweise kostenlose Belehrungen, was wir alles zu tun und zu lassen haben.  Zum örtlichen Tierheim haben wir Fotos geschickt, wir sollen sie in ein paar Tagen vorbeibringen, wenn sich kein Besitzer findet. Eine Nachbarin würde sie nehmen, wenn es ein Kater wäre, die andere Nachbarin würde sie sofort nehmen hat aber einen dominanten Kater auf dem Hof, der schon eine Katze vor ein Auto gejagt hat.  Das Tierheim hat uns damals mit dem Wurf im Garten was gehustet, als wir um Hilfe baten. Sollten die ihre Meinung geändert haben? Ich bin misstrauisch und werde berichten wie es weiter geht. 



Sansa

Nachtrag:  wir haben das Kätzchen schweren Herzens ins Tierheim gebracht. 


Mittwoch, 7. Dezember 2022

Das Wald-Experiment

Erkältet bin ich und dementsprechend missmutig. Es bremst einen immer so aus.  Meine düstere Stimmung habe ich an mehreren Bildern ausgelassen.  Alles Fotos aus dem Frühjahr, alle entstanden am Steilufer der Hunte. Dank an den Ehemenschen, der dabei ein halbwegs passables Foto von mir zustande gebracht hat. 


Blick nach unten zur Hunte
 


Blick nach oben - den Gott des Autofokus um Beistand bittend während der Ehemensch sich mit der Kamera abmüht.


soviel himmlischer Beistand ist dann doch übertrieben ...





Freitag, 2. Dezember 2022

Kunst und Worpswede - ein Abschluss mit DAD 11

Eigentlich wollten wir Anfang des Jahres nur einen Blick werfen vom Weyer Berg in Richtung Bremen. Unsere anfängliche Unkenntnis der dortigen Gegebenheiten "wo verdammt noch mal ist dieser blöde Berg" , führten uns auf die Spuren von Heinrich Vogeler und das seiner Mitstreiter in der Künstlerkolonie Worpswede. (Die Aussichtsplattform am Berg haben wir später auch gefunden)

Je mehr man dann im Laufe des Jahres von den Künstlern und ihren Werken sah und sich mit der Historie beschäftigte, desto neugieriger wurde man. So kamen wir zu allerlei Museumsbesuchen - in Worpswede, Fischerhude, Vegesack, Oldenburg - sah den Landschaftsmalern des ausgehenden 19. Jahrhunderts  über die Schulter und sah immer wieder  Birken, Moor, Torfkähne, weite Himmel und überhaupt Landschaft. (die Moorbirke ist übrigens Baum des Jahres 2023...)



Bei Heinrich Vogeler wurde alles was er anfasste zu formschönen Objekten: Möbel, Schmuck, Häuser, Bücher, Besteck, Porzellan. Seine in den Bildern immer wieder in Pose gesetzte Frau Martha hat sich  irgendwann diesem Dekoimage entzogen, was vermutlich bei ihm mit dazu beigetragen hat, sich radikalen Veränderungen in Leben und Kunst zu zu wenden.  Er suchte nach neuen Idealen, wandte sich dem Kommunismus zu und wanderte später nach Russland aus. Jetzt gab es keine  verträumten märchenhaften Jugendstilbilder wie man es gewohnt war sondern kernige Arbeiterbilder.  Er verstarb 70 jährig in Russland,  im Exil, in irgendeinem gottverlassenen Kaff. 

Mittlerweile haben wir auch den Vogeler-Film gesehen. Auf mich wirkte die gewählte Erzählform mit Interviews, Filmsequenzen und Erzählsträngen gequält und abgehackt, teils effekthascherisch.  Eine Szene in der Psychiatrie beispielsweise, in der die Kranken so vorgeführt werden, wie klein Fritzchen das sich in einer Irrenanstalt eben vorstellt. Aber auf meine Wenigkeit als erklärter Kunstbanause  - als Kunstform versteht sich der Film - sollte man sich nicht verlassen sondern selbst urteilen.

Die Geschichte der Worpsweder Künstler um Vogeler ist akribisch aufgearbeitet. Früher hat man sich Briefe geschrieben und aus diesen lassen sich Lebensgeschichten rekonstruieren. Man hat viel geschrieben damals und so gibt es viel zu lesen. Über die Modersohns, Martha Vogeler - sogar  Rilke, der für mich anfangs ein No Go schien weil ich fürchtet einem Schwülstiker wie Hesse zu begegnen - nein, ein begeisterungsfähiger Mensch scheint mir,  etwas übertrieben wortreich aber auszuhalten.

Jetzt reicht es mit Kunst. Die Vogler Ausstellungen in Worpswede sind beendet. Ersatzweise gibt es jetzt im Barkenhoff und der gr. Kunstschau die Werke von Nachwuchskünstlern zu bestaunen, die für den Paula Becker Modersohn Preis ausgesucht wurden. Unter anderem eine Künstlerin, die unter dem Titel "Show down" das Innenleben von Matratzen präsentiert. Das ist jetzt kein Witz obwohl ich herzlich darüber gelacht habe und die Überlegung anstellte, ob man den Eintrittspreis von 15 Euro erstattet bekommt, wenn man bei den verwendeten Matratzen den Härtegrad bestimmen kann.  Wie gesagt -  Kunstbanause.

In Bremen in der Kunsthalle finden Sonnenuntergänge statt. Das ist hübscher als aufgeschnittene Matratzen. In unserer Zeitung war dazu ein Sonnenuntergang von CD Friedrich abgebildet. Da steht eine Frau vor der glühenden Landschaft das Gesicht zur Sonne der Rücken zum Betrachter, in einem türkisfarbenen Gewand, so, wie Martha Vogeler es auf vielen Bildern trägt. So schließt sich der Kreis und ich höre auf, die Öffentlichkeit mit Künstlern zu belästigen, die über Bremen und nähere Umgebung hinaus wahrscheinlich keiner kennt.






gleich noch den DigitalenArtDienstag mit reingeschoben:

in meinem Beitrag für den DigitalenArtDienstag 11 bei Jutta K.  geht es rund



die beiden Bilder oben, die Birke und Heinrich Vogeler kunstvoll zusammengedreht