Sonntag, 28. August 2022
Schief, schiefer, am schiefsten
Montag, 22. August 2022
Schiffe gucken - Bremerhaven, maritime Tage
Am Sonntag bei feinstem Wetter waren wir endlich wieder einmalmal unterwegs in den Havenwelten von Bremerhaven. Blauer Himmel, weiße Wolken und weiße Segler, ein leichter Wind bei angenehmer Wärme. Die Tide hoch, eine leichte Brandung. Schön, einfach schön. Krabbenbrötchen, Eisbecher, nette Leute. Interessante Schiffe, Büdchen, Bühnen mit Live- Musik. Die maritimen Tage oder "lütte Sail", sollte man sich nicht entgehen lassen. Zufällig aufgeschnappter Kommentar eine Ehepaares, die einen Tagesausflug aus Richtung Holland gemacht hatten: "also Holland ist ja schön aber so was wie hier haben die da nicht". So isses.
Unser erster Weg führte natürlich Richtung Nordmole zum Leuchtturm. Für mich immer das erste, was ich vor Augen sehe, wenn das Wort Bremerhaven fällt ist dieses Türmchen mit der roten Haube. Der Turm steht als Leuchtfeuer dort, wo die Geeste in die Weser mündet und er steht auch unter Denkmalschutz. Und nun hat er sich geneigt - notgedrungen, weil die ihn tragende Mole unter ihm einfach weggesackt ist. Wie das so ist in solchen Fällen, sucht jeder die Verantwortung beim anderen - aber es sind Aktivitäten im Gange, dass Türmchen zu retten und zu verhindern, dass er ganz kippt und auf nimmer wiedersehen in der Geeste/Weser verschwindet. Also, als wir da waren, stand er noch. Neben der Mole liegt ein Ponton mit allerlei Gerät darauf.Dienstag, 9. August 2022
Nightflyer
Nun ist diese Geschichte Vergangenheit und ich beobachte wieder meine eigenen Nachtflieger. Vom Boden aus versteht sich, denn an lauen Sommerabenden, wenn die Sonne verschwunden ist und sich hinter dunklen Hügellandschaften aus Bäumen und Gebüsch ein rotgoldener Schein am Horizont ausbreitet, lehne ich mich aufs Hoftor und starre in die Ferne. Beobachte das warme Halbrund am Horizont, überlege, wie man diese Farbe auf eine Leinwand bringen könnte. Ich entscheide mit für "Caspar David Friedrich Sonnenuntergang-Rot" mit einer Nuance ins orange. Das Rot geht über in undefinierbar hell blauen Himmel durchzogen von ein paar dunklen Wolkenfingern. Ruhe kehrt ein, der Tag hat ausgedient. Die Tauben haben aufgehört uns mit Guru-Kommentaren zu belästigen. Ein paar lärmende Krähen drehen noch eine Extrarunde, kommen träge durch das Rot gesegelt, finden ihren Schlafbaum und verstummen. Ein Fasan meldet sich lärmend von der Weide rechter Hand, nur kurz, hat wohl schon geträumt. Mit hellem "ting, ting ting" sind es schließlich die Amseln, die endgültig die Nachtruhe einläuten. Es wird jetzt sehr ruhig, eine Stille, als sei alles, was am Tag über gelärmt hat mit der Sonne mitgezogen. Es entsteht eine Art Vakuum und die dringliche Erwartung eines Zeichens, dass die Welt noch existiert.
Ich lümmel mich auf meinem Tor. Da, die Eulen melden sich aus den Bäumen beim Nachbarn. Ein riesiger Käfer erscheint auf der Bildfläche, lärmend mit wichtigem Gebrumm zieht er über mir seines Wegs, hat wohl schon ein Bierchen intus, seine Flugbahn ist sehr unorthodox. Ich hab's nicht so mit Insekten und bekomme eine Gänsehaut. Das Sirren einer Mücke neben mir ist auch nicht gerade ermutigend. Tapfer harre ich aus, kollidiere noch mit einem langbeinigen Schnakengeschöpf und sieh, da kommt sie, die Fledermaus. Auch sie macht ein Geräusch - ein ganz leises kaum wahrnehmbares wispern. Pfeilschnell rast sie im Zickzack durch mein helles Nachtfenster zwischen Horizont, Scheune und Kastanienbaum. Hinter mir zieht die Nacht auf. Links oben der erste Stern. "Hallo", sage ich und er zwinkert. Ich meine das Zwinkern macht auch ein Geräusch, kann aber auch die Fledermaus gewesen sein. Direkt auf mich zu kommt jetzt ein größerer Flieger mit hellen Lichtern. Nicht sehr hoch, wir sind hier in der Nähe des Flughafens und haben, da Corona für beendet erklärt wurde, wieder vermehrt mit Überfliegern zu tun. Er hat es eilig und das Geräusch der scharf die Luft schneidenden Turbinen wird schnell von der Stille geschluckt.
"Mieoooh", etwas warmes, weiches an meinem Bein, eine Katze sagt mir guten Abend. ich brauch nicht hinschauen, es ist Tinkerbell. Sie klettert auf ihren Beobachtungsbaumstumpf und wird gleich auf der Weide nach Mäuschen suchen. Ein 2 . dunkles Wesen taucht leise neben mir auf, noch eine Katze, das ist Willy. Der zieht in der Regel das Bett dem freien Feld vor, leistet mir aber auch gerne ein Weilchen Gesellschaft.
In der Ferne, durch das Rot am Horizont schwebt ein zweiter Flieger mit Ziel Flughafen. Ich beobachte ihn, wie er auf einer abschüssigen Bahn von Westen nach Norden durch mein Beobachtungsfenster fliegt. Die Scheinwerfer bahnen sich energisch einen Weg durch das dunkel gewordene Rot. Ich stelle fest, dass der Flughafen weiter rechter Hand liegt, als ich vermutet habe. Der Flieger verschwindet hinter dem schwarz der Baumhügel aus meinem Blickfeld. Die Nacht lässt sich nicht mehr aufhalten, mehr Sternchen blinken, der rote Schein ist schmaler geworden und nur unmerklich noch vorhanden. Es ist immer noch warm in solchen Sommernächten aber ich beschließe doch ins Haus zu gehen und mir noch mal Gedanken über "Casper David Sonnenuntergang Rot" zu machen. Ein letzter Blick nach oben: ein kleiner heller Punkt bewegt sich schnell durchs All. Noch ein Nachtflieger, wahrscheinlich ein Satellit. Aber wer weiß, vielleicht sind es die Volkryn. "Komm Willy",
sag ich "Feierabend, lass uns reingehen."