Dienstag, 19. April 2022

Worpswede, zweiter Versuch

Gründonnerstag ein zweiter Versuch, uns mit Worpswede, mit Kultur, speziell mit dem Leben von Heinrich Vogeler zu beschäftigen. Ich will mich da gar nicht groß drauf einlassen. Dem Kunstinteressierten sei der Film über Vogeler empfohlen, der im Mai in die Kinos kommt. Vogeler war vielseitig begabt. Maler, Zeichner, Architekt, Designer, Kunsthandwerker.  Am bekanntesten sind wohl seine Jugendstilwerke:  Gemälde, Radierungen, Buchillustrationen, Geschirr, Besteck, Möbel und Schmuck. Es scheint nichts zu geben, was er nicht  zu gestalten wusste. Trotz seines Erfolges war er wohl mit sich nicht zufrieden, suchte nach Alternativen im Leben und in der Kunst. 

Wir schauten in seinem ehemaligen Domizil vorbei, dem Barkenhoff, ein umgebautes Bauernhaus. Es fällt schwer, sich das ehemalige Gebäude vorzustellen, ist es jetzt doch mit einem markanten weißen Giebel an der Traufseite ausgestattet. Mit einer geschwungenen weißen Treppe davor. Auffällig in einem ländlich geprägten Dorf und auf vielen seiner Bilder zu sehen. Bekannt ist "das Konzert". Hier sieht man seine Frau Martha mit einem russischen Barsoi oben an der Treppe stehen, die Worpsweder Künstler im Hintergrund auf der Terrasse - ohne Rilke, der wurde kurzerhand übermalt.

Der Barkenhoff ist jetzt Museum.  Präsentiert wurde ein Querschnitt durch Vogelers Schaffen, übersichtlich geordnet mit großen, gut lesbaren Begleittafeln in deutsch und englisch. Die Kameras überall verursachten leises Unbehagen.

Im Anbau zu linken Seite spätere Werke, moderner anmutend z. T. mit kritischen Kontext und aus der Russlandzeit politische Propagandamalerei. Ich fühle mich nicht dazu befähigt, mich in das künstlerischen Werk eines Menschen hinein zu denken. Mir ist das handwerkliche näher. Ganz pragmatisch gilt bei mir : gefällt mir/gefällt mir nicht. Insofern, wer mal nach Worpswede kommt, mache sich selbst ein Bild. Die Vogler Ausstellung anlässlich seines 150. Geburtstages läuft noch bis November.  Wer unbedingt " das Konzert/den Sommerabend" in seiner ganzen 3m Breite sehen möchte der besuche die große Kunstausstellung an der Bergstraße.



eine scheinbar liebliche Idylle


Originalschauplatz



Jugendstil, so kennt man Vogeler


macht Eindruck, der Barkenhoff

Einen Roman habe ich gelesen gelesen über Vogeler und seine später doch etwas gestörte Beziehung zu seinem Freund, dem Dichter R. M. Rilke.
Von Rilke stammt folgende Inschrift am Giebel des Barkenhoffs 

"Licht ist sein Loos.
Ist der Herr nur das Herz und die Hand des Bau's
mit den Linden im Land wird auch sein Haus
schattig und groß."

 Folgende kleine Unterhaltung zwischen Vogeler und dem Zimmermann, der tatkräftig den Umbau des Barkenhoffs mit ermöglichte aus dem Büchlein:

"watt het de Spröök egens to seggen, Heini?"

"Nix, dat is Kunst ...em as miene Biller"

"Un warüm maakt ji so'n Tüch?"

übersetzt: was hat der Spruch eigentlich zu sagen, Heini? Nichts, das ist Kunst. Und warum macht ihr so'n Kram?



"Konzert ohne Dichter", netter kleiner Roman, gut zu lesen.






Foto vom letzten Besuch, es blüht noch nichts so recht. Wo das Gerüst dran steht ist übrigens der Giebel vom ehemaligen Bauernhaus






auch noch gefunden: kleiner 5 minütiger Bericht über aktuelle Worpsweder Aktivitäten 






Sonntag, 3. April 2022

Das mangelnde Vertrauen ins eigene Ich

Seit über einem Jahr laboriere ich nun an den Folgen einer neuralgischen Erkrankung.  Gehe mühsam gegen die Folgen an mit Faszien dehnen, Muskeltraining, Gymnastik und Walking. 

Manchmal habe ich keine Lust mehr. Auf Ärzte, die mit einer Überweisung die Verantwortung auf den Nächsten schieben. Auf mich selbst, weil ich nicht in der Lage bin, aus eigener Kraft in eine Restitutio ad integrum zu gelangen. Auf Corona und eine 4. Impfung, auf diese bescheidene Welt, die immer weiter aus den Fugen zu geraten scheint, schlechte Nachrichten aus dem Bekanntenkreis und miese Laune. Ich hadere damit, dass all die Bemühungen meinerseits von so wenig Erfolg gekrönt sind. Sehe ich nur die kleinen Erfolge nicht - oder fallen sie bei der kritischen Bewertung hinten runter, weil ich mehr will?

Ich nehme gerade an einem Meditationsprojekt teil. Es fällt mir schwer, die Meditation wieder in mein tägliches Leben zu integrieren. Während ich meine umherschwirrenden Gedanken an die Außenwelt relativ leicht abschalten kann, gelingt es nicht, den Missklang im Körper zu ignorieren.

Meditation ist eine gute Art, sich zu entschleunigen und zur Ruhe zu kommen, die Gedanken zu ordnen und den Gleichmut wieder zu erlangen. Das hat vor der Erkrankung wunderbar geklappt. Nun hat Meditation viel mit der Atmung zu tun, und wenn der Atem eben nicht von allein fließt, wird es schwierig.

In einer Sequenz ging es um Urvertrauen. Auf die Frage "hast du das Gefühl, du kannst dem Leben voll und ganz vertrauen" ein ganz klares und entschiedenes NEIN von meiner Seite. Während der ersten 1 bis 2 Lebensjahre wird das Vertrauen ins Leben beim Kind verankert.... irgendetwas hat man bei mir wohl grundlegend falsch gemacht.  Kann man nicht ändern, nur dran arbeiten. 🙏


Affirmation:
Ich tue genug, ich habe genug, ich bin genug.