Hurra, es ist hell, die Sonne scheint, nichts nasses von oben, nur ein mäßiges, kühles Lüftchen bewegt den vorfrühlingshaften Tag. Nichts wie rein in die Schuhe, in eine Jacke eingemummelt und gleich nach dem Frühstück ab in die Natur. Mit der enthusiastischen Idee bin ich nicht allein, es ist alles unterwegs, was laufen, radeln und reiten kann oder einen Trecker oder Hund besitzt.
Meine mehr oder weniger ausgedehnten Walking Runden bewegen sich immer auf den gleichen Wegen. Ich will nicht meckern, derer sind es einige und man kann die Routen nach Lust und Laune wechseln. Trotzdem wird es auf Dauer langweilig weil man immer vom gleichen Ort weg und wieder hin strebt. Um mir die Zeit unterwegs zu vertreiben, haben einzelne markante Punkte von mir Namen bekommen. Wie Haltestellen auf einer Buslinie : Grabenweg, Feldende, Durststrecke, Runterfallpatz. Letztere Benennung dem Umstand geschuldet, dass ich hier mal vom Pferd gefallen bin. Shit happens.Die Bilanz: 6 km gelaufen, den Betonstreifenweg bis ans Ende und dann einen rutschigen Grasweg bis zur nächst größeren Querstraße. Gleiche Strecke zurück. Äcker und Wiesen rechts und links, parallel zu einer vielbefahrenen Bundesstraße in einigen Kilometern Abstand. Der Geräuschpegel ist dezenter aber ständiger Begleiter. Zwischendrin Vogelzwitschern, die Stare sind schon da.
Was man nicht hört, sind E-Bikes die sich von hinten nähern. Die bemerkt man erst, wenn sie einem schon auf den Hacken sitzen. Heute habe ich Glück, man ist rücksichtsvoll. Ein Bauer steht mit Treckergespann an einem riesigen Lager von Strohballen und ist am Aufladen. Auf dem Rückweg schleicht eine Reiterin auf einem Tinker im Schritt hinter mir her, der Abstand vergrößert sich, man sollte meinen Pferd sei schneller. Hätte ich noch einen reitbaren Untersatz, wäre ich es. Die Dame, die immer den rumliegenden Müll aufsammelt, ist auch unterwegs. Wir schnacken kurz, 11 Jahre macht sie das schon. Flaschen, Imbissverpackungen, Taschentücher ... es ist ihr immer noch nicht begreiflich, warum die Leute alles in die Landschaft werfen. Wir rätseln beide und ich erzähle von den hochhackigen Lackstiefeln in Größe 46, die ich einmal im Gebüsch gefunden habe. Vier schwarz gekleidete Fahrradfahrer mit signalgelb leuchtenden Fahrradhelmen und Westen kommen mir entgegen. Mit dunklen Sonnenbrillen und mürrischen Blicken. Nur der letzte grüßt - Wir schenken uns ein Lächeln. Ein Jogger, eine Frau mit einem gold-braunen Hund und ein Pärchen mit Kinderwagen genießen die Sonne. Die Reiterin ist in einen Seitenweg eingebogen genau wie vorher eine Gruppe von Spaziergängen vor mir. Erfreulicherweise fährt niemand Gülle.
Ein Blick auf die Sturmschäden: Die gefallenen Bäume am Betonstreifenweg liegen schon zersägt am Rand. Über den Grasweg hat sich ein Baum quergelegt. Ein Ansitz hat sich schräg zwischen 2 Bäumen verkeilt. Auf den nicht so frequentierten Wegen lässt man sich Zeit mit der Beseitigung der Sturmschäden. Die sind, was die Bäume angeht, recht groß. Manche samt Wurzel aus dem aufgeweichten Boden gekippt, manche einfach an der Sollbruchstelle gesplittert und abgeknickt. An der Fallrichtung lässt sich die Windrichtung bestimmen. Südwest bis West. Die Nacht von Zeynep hatte es einen geparkten Anhänger mit Plane vor dem Sturm hergetrieben. Er fiel platt in den Acker und bekam Aufmerksamkeit von Polizei und Feuerwehr. Einem Nachbarn flogen die Ziegel vom Garagendach. Morgens um 9 Uhr war bereits der Dachdeckerbetrieb mit dem Wiedereindecken fertig und der Anhänger konnte vom Besitzer aus dem Acker geborgen und aufgerichtet werden.
Ein friedlicher Tag sollte man meinen. Leider sieht das in einigen Ecken der Welt nicht so aus. Hat Corona nicht gereicht, um das gewohnte Leben aus den Fugen zu hebeln? Da setzt einer noch einen Krieg drauf. Keiner will das, trotzdem passiert es.
Seid achtsam miteinander.