Viele Menschen haben Sehnsucht nach dem Meer. Einmal durchatmen, die Gedanken dem Wind aussetzen, die Lunge mit salziger Luft füllen und mit klarem Kopf und Sand in den Schuhen nach Hause kommen. So war das früher, denke ich an unsere Ausflüge an die Nordsee und die beschaulichen Fischerörtchen, von denen die Fähren zu den Inseln starten. Feriengäste der robusten Art traf man dort, mit gelben Regenzeug und Gummistiefeln - je hartgesottener, je später im Jahr machte man Urlaub.
Wir machten uns am Wochenende auf den Weg. Schon auf der Fahrt an die Nordsee, als das Land flach wurde, und die liegenden Schwarzbunten die einzigen Hügel in der Landschaft waren, konnte ich den Blick übern Deich kaum erwarten. Viele Windparks gibt es hier jetzt, manchmal auch einzelne Windräder direkt hinterm Bauernhaus. Den Ostfriesen scheints weniger zu stören als den Rest der Republik. Der pragmatische Küstenbewohner denkt sich "hinten, wo das Windrad steht, ist der Altenteil und Oma ist ohnehin taub" ;-).Nach vielen, vielen Jahren waren wir also am Wochenende einmal wieder in Neuharlingersiel. Erster Eindruck: die Parkflächen haben sich verdreifacht, sind vollgeparkt mit SUVs. Busse mit Tagesgästen, Parkautmaten, Fischbuden, Eisverkauf, Kunst im Raum, Straßensänger. Viel bunt, viele Leute (erschreckend: fast alles Senioren wie wir ) und mittendrin immer wieder Fahrradfahrer. Touristen statt Feriengäste. Nichts mehr mit Beschaulichkeit und Krabbenverkauf direkt vom Kutter. Positiv: öffentliche Toiletten direkt auf dem Parkplatz und auch noch umsonst.
Auf dem Deich mit Blick auf das Watt und dem typischen Geruch in der Nase klingt noch einmal das Gefühl von früher nach. Die Fähre nach Spiekeroog pflügt sich gemächlich durch die Fahrrinne gen Insel. Die Möwen begleiten sie wie eh und je. Man kann rüberschauen, es scheint so nah. Irgendwann würde ich gern noch mal hin.
Fazit:
Lecker Krabbenbrötchen gegessen, ein Eis geschleckt und Dekokram in einem netten Lädchen gekauft. Übern Deich geschaut, ein bisschen Sehnsucht gehabt.